Kartause Ittingen, Warth-Weiningen, Schweiz

Bauen in der Kartause Ittingen ist die Weiterführung einer eindrücklichen Baugeschichte. Die verschiedenen Nutzungen haben darin ihre erkennbaren baulichen Spuren hinterlassen: die Burg, die Augustinerprobstei, das Kartäuserkloster, das Landgut der Familie Fehr und die Wiederbelebung durch die Stiftung Kartause Ittingen. In diese einzigartige historische Gesamtanlage fügen sich die Um- und Erweiterungsbauten der Restauration respektvoll ein.

Die Lichtgestaltung, der über mehrere Jahre verlaufenden Einzelprojekte setzt vor allem auf klösterliche Einfachheit und subtile Unterstützung der zeitgemässen Architektur. Wo immer möglich wurden Lichtnischen geschaffen, sei es als reine Gibs-Wandeinbauleuchten in den Zimmerkorridoren oder als Deckennischen mit weit zurückgesetzten Lichtquellen.

OBERES GÄSTEHAUS
Das untere Gästehaus wurde in den Achtzigerjahren in eine Herberge umgebaut, welches
2005 von den Architekten Harder Spreyermann in eine schlichtes, aber edles kleines Kongresshotel umgebaut wurde. Die bewussten Oberflächenarbeiten der Künstler Harald Müller und Ernst Thoma verwandeln die Eingangs- und Erschliessungshalle in einen Klang- und Farbraum. Monochromer Einsatz von Altrosa und Türkis beziehen sich auf Malereien im historischen Klostergebäude aus dem 18. Jh. und erhalten sanftes Streulicht.
Die Zimmer strahlen klösterliche Reduktion aus. Sie weisen lediglich drei Körper auf: einen Stuhl, ein Bett und einen speziell entworfenen Multifunktionskörper. Das Licht ist in die Körper integriert, so dass im Raum lebst nur eine einzige Leuchte verbaut ist.

RESTAURATION
Im neuen Vorbau befinden sich beim historischen Mühlerad die Wirtschaft und im Bereich, der sich zur Pferdeschwämme erstreckt, der grosse neue Saal, die Pfisterei. Sie orientieren sich mit ihren grosszügigen, raumhohen Verglasungen zur Gartenwirtschaft und sind besonnte, lichtdurchflutete Räume. Das plastische Holzdach verleiht ihnen eine prägnante räumliche Gestalt. Im Bereich des bestehenden Mühlegebäudes befinden sich die intimere Gaststube, die sich zum Raum unter der Kornschütte orientiert, und das Carnotzet. Dieser introvertierte murale Raum ist eine moderne Interpretation eines Gewölbekellers. Die Gasträume verschiedenen Charakters und unterschiedlicher Grösse können je separat genutzt werden.

Die lebendige, jedoch schlichte und ruhige Atmosphäre, welche der Restauration inne wohnt, spiegelt sich auch in der Beleuchtungsanlage wieder. Die sichtbaren Leuchten zeichnen sich durch ihre klare, der Geschichte und Architektur des Ortes angelehnte, Formensprache aus und werden als Teil der Möblierung gelesen. Die Materialisierung der Leuchten greift die historische Materialsprache und das entsprechende Handwerk auf. Dies jedoch mit dem heutigen Stand der Lichttechnik entsprechenden Materialien. Der Beleuchtungskörper selbst ist jeweils aus geschwärztem Stahl. Die Form nimmt Bezug zur modellierten Decke und der fachwerkartigen Fensterfront.

AUSSENRAUM
Im Aussenbereich wurde bewusst auf eine Inszenierung mit Licht verzichtet, da eine der Qualitäten der Anlage ihre bewusst gelebte Dunkelheit ist. Lediglich auf den Tischen der Gartenwirtschaft stehen aufladbare LED-Windlichter, welche mittels verschiedenen Regulierungsstufen für funktionales Tisch- und Leselicht, wie auch warmes Atmosphärenlicht sorgen.

UNTERES GÄSTEHAUS
Die Veranstaltungssäle und Hotelzimmer wurden in erster Linie schlicht, zurückhaltend funktional und zeitgemäss beleuchtet.

KUNSTMUSEUM
Der Eingangsbereich und der Museumsshop in historischem Raumgefüge wurden schlicht und funktional beleuchtet, während die Ausstellungsbeleuchtung selbst in erster Linie mittels multifunktionaler Vitrinenbeleuchtung und in der Architektur integriertem Licht realisiert wurde.

REALISIERUNG
Abschnitt 1: 2002–2004
Abschnitt 2: 2008–2009

GESAMTBAUKOSTEN
Abschnitt 1: CHF 9'660'000
Abschnitt 2: CHF 21'300'000

BAUHERRSCHAFT
Stiftung Kartause Ittingen
8532 Warth

ARCHITEKT
Harder Spreyermann
Architekten ETH/SIA/BSA AG
8004 Zürich

PROJEKTTEAM VP
Christian Vogt
Reto Keller
Brigitte Furrer-Alt
Matthias Wilcken-Frey

FOTOS
vogtpartner, Christian Vogt, Matthias Wilcken-Frey
Harder-Spreyermann

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