Storchenbrücke, Winterthur, Schweiz

STÄDTEBAULICHE LICHTGESTALTUNG
«Meister Adebar spreizt seine schützenden Flügel und die langen orangen Beine ragen leuchtend in die Nacht.»

Diese Konzeptidee, basierend auf der historischen Namensgebung, gewann den Projektwettbewerb für die Beleuchtung der Storchenbrücke in Winterthur – einer Schrägseilbrücke mit einem markanten geteilten Mittelpfeiler.

Diese Brücke ist in mehrerer Hinsicht einzigartig. Weltweit zum ersten Mal wurden beim Bau dieser Brücke zwei Schrägseilkabel aus kohlefaser-verstärkten Kunststoffdrähten verwendet. Sie zeichnen sich durch hohe Festigkeit und extrem niedriges Gewicht aus. Nun ist sie auch das erste Bauwerk Winterthurs, welches eine Attraktivitätsbeleuchtung mit Leuchtdioden erhalten hat.

BELEUCHTUNGSKONZEPT
Das Lichtgestaltungs-Konzept des Storches, der über die Brücke wacht, wurde in der Projektphase unter Einbezug der architektonischen Gegebenheiten weiter entwickelt und verfeinert. Neben den orange angestrahlten Pfeilern, welche einerseits die Storchenbeine symbolisieren und gleichzeitig den Mittelpylon hervor heben, sollen die in weisses Licht getauchten unteren Enden der Schrägseilkabel die Federspitzen der gespreizten Flügel darstellen.

Einem früheren Geburtshelferhaus, an welchem die Brücke vorbeiführte, hat die Brücke ihren Namen zu verdanken. In Erinnerung daran glitzern über die Fuss- und Radwege verteilt weisse Storchenfedern, als ob der Storch diese beim Flug mit dem kleinen Bündel im Schnabel verloren hätte. Für die schillernde Lichtwirkung der Federn bei Tage wurde eine herkömmliche Strassenmarkierungsbeschichtung mit tausenden von Swarovski- Mikrokristallen versehen.

Ein wesentlicher Bestandteil des Beleuchtungskonzeptes basiert auf der städtebaulichen Funktion der Brücke als Eingangstor in die Stadt für die Bahnreisenden. Um diesen «Ein- und Durchgang» sicht- und erlebbarer zu machen, wurde der weit geschwungene Brückenbogen mit einem Nachthimmelblauen Licht nachgezeichnet.

Die bereits bestehende Beleuchtung der Brücke – welche sich lediglich am Strassenbelag orientiert – wurde neu mit einer Schattenkante auch räumlich auf diesen begrenzt.

TECHNIK
Für die neue Beleuchtung der Storchenbrücke kamen Optiken aus dem Medizinalbereich in speziell entwickelten LED-Leuchten zum Einsatz. Für die blaue Tor-Wirkung sowie die orange Pfeilerbeleuchtung wurden Optiken mit lediglich 3° Ausstrahlungswinkel eingesetzt. So wurde es möglich, dass die an den beiden Brückenköpfen montierten LED-Leuchten die gesamte Spannweite von 124 Metern in blaues Streiflicht tauchen.

Mit derselben hochpräzisen Optik wird der 38 Meter hohe Mittelpylon von einer Position in halber Höhe aus jeweils nach oben und unten – bis auf den Geleiseboden – angestrahlt.

Auf diese Weise wird einer der herausragenden Vorteile von Leuchtdioden – die sehr gute Lenkbarkeit – konsequent ausgenützt. Das Licht kann so nicht nur gezielt auf das Bauwerk gebracht werden – gleichzeitig wird die Lichtverschmutzung durch allfälliges Streulicht auf ein Minimum reduziert.

Um die Räumlichkeit des Pylonkörpers visuell zu stärken und den Autoverkehr nicht unnötig abzulenken wurden lediglich die inneren und äusseren Seiten der Pfeiler beleuchtet, womit in Fahrtrichtung nur ein feiner oranger Schimmer spürbar ist.

Für die leuchtende Federspitzen-Wirkung musste die Stahlverkleidung an den Enden der Schrägseile mit einem matten, hellen Farbton lackiert werden. Die ringförmigen Leuchtmanschetten weisen zum Seil hin schräg montierte LED-Strahler mit Rillenlinse auf, welche mit einem Wabenraster zusätzlich entblendet wurden.

Die vorhandenen Natriumdampf-Seilleuchten wurden im Innern mit einer schwarzen Kaschierung seitlich abgeschattet und das Licht so auf die eigentliche Fahrbahn beschränkt.

Um den geschwungenen Handlauf, resp. die horizontale Brückenform, aus dem Dunkel der Nacht zu schälen, wurde ein im Geländer integriertes, breitstrahlendes LED-Raster eingesetzt. Das so entstehende Lichtband wertet den Fahrrad- und Fussgängerbereich durch eine klarere Lichtführung auf und die auf dem Boden liegenden Federn erhaltenen damit ein subtiles Glitzern.

Besonders erwähnenswert ist der beeindruckend kleine Energieaufwand für die neue Beleuchtung. Die Anschlussleistung beträgt lediglich ca. 1,8 kW. Dies entspricht der Leistung eines guten Haarföhns. Über das Jahr hinweg benötigt diese Beleuchtung somit deutlich weniger als ein durchschnittlicher Ein-Personen-Haushalt.

REALISIERUNG
2009

REALISIERUNGSKOSTEN
CHF 260'000

BKP 443.3 LEUCHTEN UND LAMPEN
CHF 145'000

BAUHERRSCHAFT
Stadt Winterthur
8402 Winterthur

PROJEKTTEAM VP
Christian Vogt
Yves Rosenberger
Janice Hoare
Andreas Gut

FOTOS
Markus Ronner
vogtpartner, Mike Helbling

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